Superbia

Der Stolz

Deutschland 1986, 35mm, Farbe, 15 Minuten

Ich bin die Hoffart. Ich bin die stolze Wurzel allen Übels.
Ich bin Superbia, die erste im Kanon der sieben Todsünden. Ich stehe stets an erster Stelle.
Aus mir wächst der Baum des Lasters, dessen sündige Früchte meine sechs Töchter sind: Völlerei — Trägheit — Geiz — Zorn — Neid — Wollust.

Aber sehen Sie doch selbst, wie Luciphera Superbia, deren Karosse von den sechs Untersünden gezogen wird, im Triumphzug mit großem Gefolge und der Dienerin Blasphemia zu ihrer Hochzeit mit der Welt fährt.

Prolog, gesprochen von lrm Hermann

Fotos zum Film
Besetzung/Stab
Bettlerfürstin Delphine Seyrig
Bankdirektorin Irm Hermann
chinesische Drachenprinzessin Else Nabu
Generalin Renate Schlesier
General Ting-lLi
Samurai Hisao Saito
Industrieller Margie Ellgaard
Luciphera Superbia Gabriele Heidecker
und Wolfgang Petrick, Herbert Levine, Eva Meyer,
Maria Rubina, Beatrice Stammer, Chris Smith,
Annette Eckert, Judith Hackfeld, Gordana Mikovic,
Martina Marx, Rita della Carbonara,
Alfred und Mausi Buchelt, Bernhard-Jahn-Chor u.a.
 
Buch/ Regie/ Kamera Ulrike Ottinger
Regieassistenz Christine Egerland
Kameraassistenz Bernd Balaschus
Produktionsleitung Herbert Kerz
Koordination Hanna Rogge
Aufnahmeleitung Horst Helbig
 
Kostüme Gisela Storch, Anne Jud, Hella Utesch
Maske Barbara Marthaler, Manfred Schröder
Bildhauer Arndt von Diepenbroick
Maler Heinz Bert Dreckmann
 
Schnitt Bettina Böhler
Licht Alexander Junker
Ton Margit Eschenbach
Ton Assistenz Bernard Mangiante
Pressestimmen

Karsten Visarlus, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.01.87
Es ist ein Triumphzug, und es ist ein Totentanz. Superbia, die Hoffart oder Stolz, zieht zu ihrer Hochzeit mit der Welt, die Peitsche in der einen, den Spiegel in der anderen Hand. Sie, die erste der christlich-mittelalterlichen Todsünden und Wurzel aller übrigen, lenkt ein auf Wolken daherkommendes Gefährt, auf dem die Gesellschaft der Mächtigen thront, ein siebenköpfiger Olymp flitterhafter Karnevalsfiguren. Die Welt steckt voller Zeichen und Laster, die die Regisseurin Ulrike Ottinger in einem barocken Augenschmaus und Bilderrätsel darbietet. Ihre so überquellende wie exakt kontrollierte Phantasie verschmilzt den Bilderreichtum der Zeiten und Kulturen zu einer modernen filmischen Allegorie.
Ganz ohne Stütze hat Ulrike Ottinger den Betrachter in diesem hinreißenden Spektakel nicht gelassen. Wer sich in den allegorischen Anspielungen und Bildzitaten verirrt, der kann sich an die eingeschnittenen Dokumentaraufnahmen halten. Militärparaden und Massenaufmärsche durchkreuzen den Zug der Superbia und scheinen ihn in die politische Gegenwart zu verlängern, in eine bedrohliche Wirklichkeit.
Das farbenprächtige Welttheater Ulrike Ottingers eröffnet den vom Kleinen Fernsehspiel produzierten Episodenfilm ‚Sieben Frauen – Sieben Sünden‘ […]

Andreas Kilb, DIE ZEIT, 23.01.1987
In der christlichen lkonographie treten die Sünden, von ‚Superbia‘ bis ‚Voluptas‘, als Frauen auf. ‚Sieben Frauen – Sieben Sünden‘ ist auch eine Abrechnung mit der allegorischen Rolle des weiblichen Körpers. In Ulrike Ottingers Beitrag ‚Superbia‘, der den Reigen eröffnet, wälzt sich der Triumphzug des Bösen an der Kamera vorbei, Gestalten mit Drachen- und Pfauenleibern, Giraffenköpfen, Panzern und Peitschen:
[…] fährt zu ihrer ‚Hochzeit mit der Welt‘. Eine Bluthochzeit: im Parallelschnitt sieht man Polizei und Militär marschieren, Bombenkrachen vermischt sich mit Feuerwerksgeknall, Parademusik mit Buschtrommeln. ‚Superbia‘, Stolz, ist ein männlicher Wahn.
Die letzte Einstellung zeigt eine Azteken-Maske: Quetzalcoatl, den Gott der Rache. 

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