Chamissos Schatten

Eine Filmreise zur Beringsee in drei Kapiteln

2016, Farbe, 35mm/DCP, 12 Std.

Ulrike Ottingers Film Chamissos Schatten führte sie 2014 in die weit entfernten Regionen des Beringmeers. Der Wind, die Wellen und das Interesse an den Menschen leiteten sie nach Kamtschatka, Tschukotka, Alaska und zur Inselkette der Aleuten. Hier, weit im Norden, stoßen der eurasische und der amerikanische Kontinent aufeinander und es bieten sich dem Auge spektakuläre Meeres- und Vulkanlandschaften. Hier kreuzen sich verwandte Ethnien und Kulturen, die von einer langen Geschichte kolonialer Überformungen geprägt sind und dennoch Teile ihrer indigenen Sprache und ihres alten Wissens bewahrt haben. Und hier kollidieren die wirtschaftlichen und geopolitischen Interessen der EinwohnerInnen und der globalen Politik.

Angeregt von historischen Berichten berühmter Forscher wie Alexander von Humboldt, Georg Wilhelm Steller, Reinhold und Georg Forster und insbesondere Adelbert von Chamisso begab sich Ulrike Ottinger auf die Reise. Wie diese schrieb sie ihr eigenes Logbuch und machte beeindruckende Bilder, die die Landschaften, die Pflanzen und Tiere und die dort lebenden Menschen zeigen. Mit dem ihr eigenen, künstlerisch-ethnographischen Blick verknüpfte sie die historischen Berichte, Erkenntnisse und bildlichen Darstellungen mit ihren persönlichen Reisenotizen und Aufnahmen. So berühren sich Vergangenheit und Gegenwart im Film, werden historische und kulturelle Veränderungen deutlich. Ein Spannungsverhältnis entsteht zwischen damals und heute, das zeigt, wie untrennbar beides zusammengehört: So wie der Schatten und Peter Schlemihl, der ihn in Adelbert von Chamissos „Wundersamer Geschichte“ erst verliert und ihm dann mit Siebenmeilenstiefeln über alle Kontinente nachjagt.

Kapitel 1

Alaska und die aleutischen Inseln

193 Min.

Kapitel 2

Teil 1: Tschukotka
Teil 2: Tschukotka und die Wrangelinsel  

192 Min.
156 Min.

Kapitel 3

Kamtschatka und die Beringinsel

177 Min.


Mit Logbüchern von

Adelbert von Chamisso / Stimme: Hanns Zischler
Georg Wilhelm Steller / Stimme: Burghart Klaußner
Captain James Cook / Stimme: Thomas Thieme
und Ulrike Ottinger / Stimme: Ulrike Ottinger

Trailer und Filmausschnitt

 

Rabentanz

 

Pressematerial bei RealFiction

Verleih in Deutschland

RealFiction Filmverleih
Hansaring 98
50670 Köln

T +49 221 95 22 111
F +49 221 95 22 113

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www.realfictionfilme.de

Weltvertrieb

Ulrike Ottinger Filmproduktion
Fichtestraße 34
12067 Berlin
T +49 30 6929394
office@ulrikeottinger.com

Fotos zum Film
Besetzung/Stab

Buch, Regie, Kamera

Ulrike Ottinger

Produzentin

Ulrike Ottinger

Sprecher

Burghart Klaußner (Georg Wilhelm Steller), Hanns Zischler (Adelbert von Chamisso), Thomas Thieme (James Cook), Ulrike Ottinger

Technische Assistenz, 2. Kamera und Licht

Stefan Gohlke

 Technische Assistenz

Christian Möller

Aufnahmeleitung und Beratung Russland

Dr. Erich Kasten

Bildschnitt

Bettina Blickwede

Produktion

Ulrike Ottinger Filmproduktion

Produktionsleitung

Tina Börner

Projektkoordination

Käthe Manzke, Barbara Weigel

Projektassistenz

Melanie Martin, Kanchi Wichmann, Katharina Olschenka, Kirill Krasovskiy

In Koproduktion mit
ZDF, 3sat, rbb und in Zusammenarbeit mit der Staatsbibliothek zu Berlin -Preußischer Kulturbesitz Berlin

Gefördert durch
Kulturstiftung des Bundes, Medienboard Berlin-Brandenburg, Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein

Reiseroute

Bei der Seefahrt hat man es mit Logbüchern zu tun: Aus dem Logbuch der Imagination und dem Logbuch der Realität entsteht eine Neuschöpfung von Realität, eine filmische Realität.

Bei meinem Projekt plane ich, den nördlichen Expeditionsrouten Chamissos, Berings, Cooks und anderer zu folgen. Ich interessiere mich sehr für die verschiedenen Ethnien: Korjaken, Itelmenen, Even, Tschuktschen, Aleuten, Tlingit und Haida, die in den Küstengebieten der Bering-See zwischen dem asiatischen und dem amerikanischen Kontinent leben. – Auszug aus dem Drehbuch von Ulrike Ottinger

 

Drehorte

Drehzeit Sommer 2014

Alaska
Kodiak, Aleutische Inseln, Unalaska, Anchorage, Nome

Tschukotka
Providenjya, Novoe Chaplino, Yanrakynnot, Sireneki, Anadyr, Tschuktschische Küste, Beringstrasse, Wrangelinsel

Kamtschatka
Küste Kamtschatkas, Beringinsel, Petropavlovsk, Kosyrevsk, Vulkanlandschaft Tolbachik, Mutnovski Vulkan, Kurilensee

Pressestimmen

Die schöne Stille – „Chamissos Schatten“ bei der Berlinale von Claudia Lenssen, Tagesspiegel Kultur, 18.02.2016
Ulrike Ottinger zog es oft gen Osten. Ihre Spiel- und Dokumentarfilme entstanden in der Mongolei, in China, Japan und Korea, von nahegelegenen Schauplätzen wie dem Balkan ganz zu schweigen. Mit langem Atem und ausgefeilter Kameraarbeit aufgenommen, ist ihr Kino seit 40 Jahren ein Abenteuer eigener Art, in dem sich Reiselust und Sinn für die malerische Plastizität landestypischer Bauten, Trachten und Kultgegenstände mit ethnologisch inspirierter Sammelleidenschaft mischen, durch ihr fotografisches Werk und ihre Installationen gegenseitig ergänzen und überschreiben. […]
Acht Stunden sind ein Tag, doch „Chamissos Schatten“ verführt zu einem kontemplativen Modus. Man vergisst die Zeit auf der Passage des Teams von Anchorage entlang der Aleuten zur Insel Kodiak, nach Nordalaska bis zu der verlassenen Goldgräberstadt Nome und in die Tundra. Und dann weiter auf sibirischer Seite über die Bering-Insel durch Kamtschatka zu nördlichen Außenposten auf der Halbinsel Tschukotka, wo Rentierhirten nach der Zwangskollektivierung während der Sowjetzeit nicht in ihre alten, im Film dokumentierten Siedlungen zurückkehren dürfen. Das Finale bildet schließlich die mythische Wrangel-Insel, das entlegendste Naturreservat der nördlichen Welt.

„Chamissos Schatten“, Die Geschichte des Seeotter-Mädchens von Daland Segler, Frankfurter Rundschau, 31.07.2017
Wie ihre ethnographisch gefärbten Filme zuvor, etwa über die Mongolei, zeichnet sich auch Ottingers neue Arbeit durch die Faszination für eine wenig berührte Landschaft und die von ihr geprägten Menschen aus, vor allem aber durch die fast meditative Art der Filmerzählung. […] Ulrike Ottinger nutzt bei diesem Meisterwerk das ethnologische Prinzip der teilnehmenden Beobachtung mit Gesprächen mit den Bewohnern. Oft blickt die Kamera aber auch herab vom Fährschiff „Tustumena“ auf die Wartenden an den Kais. Schilderungen der Einheimischen, historische Zeugnisse wie Zeichnungen und Texte verweisen auf die Geschichte der Aleuten […]

Auf den Spuren der Pioniere: Chamissos Schatten von Harald Keller, Neue Osnabrücker Zeitung, 31.07.2017
[…]Ottingers Absicht, ihrem Film vorangestellt: den Ideen und Reiserouten der Seefahrer und Entdecker zu folgen und das „Erlebte umzusetzen in einer Kombination von Ethnologischem und Künstlerischem, Vergangenem und Gegenwärtigem“. Dieses Vorhaben ist ihr geglückt. „Chamissos Schatten“ ist ein Fernsehereignis und auch ein Fernseherlebnis, sofern es gelingt, sich vom eingefahrenen Sehverhalten zu lösen. Ulrike Ottinger gewährt ihrem Publikum mehr Zeit, als man heute von Reportagen und Dokumentationen gewohnt ist. […]
Die kontemplativen Bilder verbinden sich gleichsam mit gehobener Hörbuchqualität. Chamissos Schilderungen sind streckenweise von ganz eigener Komik, so wenn er beschreibt, wie die Gäste in Petropawlowsk-Kamtschatski höflicherweise mit jedem Anwesenden anstoßen mussten – „so dass der Gläser Weines sehr viele wurden“. [...]

Atemberaubende Aufnahmen, Saarbrücker Zeitung, 31.07.2017
Ulrike Ottinger, bekannt als avantgardistische Filmemacherin, Malerin und Fotografin, führt den Zuschauer auf eine Erkundungsreise weit in den Norden, […] Hier finden sich spektakuläre Meeres- und Vulkanlandschaften. […] Ihr filmisches Logbuch verbindet faszinierende Naturaufnahmen, Exkurse in die Geschichte der indigenen Völker, die sie besucht, und die Erzählungen der früheren Reisenden, zu denen man die Landschaften sieht, auf die sich ihre Schilderungen beziehen.

Die Kraft von Frauenkörpern. Documenta Das Filmprogramm „Hallucinations“ eröffnet neue Perspektiven auf die Athener Kunstschau von Vivien Kristin Buchhorn, der freitag, Ausgabe 27/2017
Auf dem Weg in das kleine Kino begibt sich der eigene Körper durch den zeitgleich ratternden Projektorenstrahl und streift für einen kurzen Moment das Licht eines Films im Foyer, den man nicht sehen wird. Im Saal verwebt der Reisebericht Zeiten und erlaubt ein Sich-Verlieren in Naturaufnahmen und Lebensläufen. Man spürt die Geduld, die Ottingers Film durch die Dauer besitzt und beginnt zu vergessen, was als Nächstes geplant war.

Zum Weiterlesen

Ulrike Ottinger: Was haben Sie auf den Spuren Chamissos erlebt?

Deutschlandfunk Kultur: Im Gespräch | Moderation: Katrin Heise

Am 15. Mai 2015 war Ulrike Ottinger zu Gast in der Sendung „Im Gespräch“ bei Deutschlandfunk Kultur.
Das 35-minütige Interview handelt zum großen Teil von ihrem aktuellen Filmprojekt „Chamissos Schatten“.

 

Director’s Statement
Was war – Was ist

Zwischen diesen zeitlichen Polen bewegten sich die Fragestellungen meiner Reise. Sie führten uns auch räumlich in ferne Gegenden, wohin der Wind, die Wellen, die Freundschaften mit Menschen uns leiteten. Die großen unbekannten Länder haben uns Vieles offenbart, aber Einiges blieb wie hinter einer dichten Nebelwand verborgen – tatsächlich ist die Beringsee mit ihren angrenzenden Küsten für ihre ausdauernden Nebel berühmt. Aus dem Gesammelten, Erfahrenen, Gesehenen und Gesprochenen habe ich versucht, wie bei dem dort verwendeten Feuermacher Funken zu schlagen, um diese ungewöhnliche und unbekannte Welt zu erhellen, sie filmisch festzuhalten. Wie alle Weltreisenden, so habe auch ich bei meinen Reisen zu Wasser und zu Lande ein Tagebuch geführt. Der Dramaturgie eines Logbuchs folgt auch der Film. Sie treten in einen vielschichtigen Dialog mit den literarisch formulierten, gleichwohl naturwissenschaftlich präzisen Erzählungen Adelbert von Chamissos und der an Dramatik nicht zu überbietenden Schilderung der Beringschen Expedition durch den ihn begleitenden Arzt und Naturforscher Georg Wilhelm Steller. Aus dem Logbuch der Imagination, das mich auf meiner Reise begleitete, und dem Logbuch der Wirklichkeit, auf die ich traf, wird so eine Neuschöpfung: eine räumliche, eine poetische, eine filmische Realität. Die Schriften meiner „Vorfahrer“ lesen sich für mich daher wie Schauspiele einer Vergangenheit, die in der Gegenwart immer wieder aufgeführt werden, aber auch ins Repertoire des Vergessens versunken oder der unwiederbringlichen Zerstörung anheimgefallen sind.

 

Auszug aus dem Logbuch von Ulrike Ottinger

Logbuch Mittwoch, 9. Juli 2014 MS Tustumena

„An der Vielfalt der Passagiere und ihrer Sprachen werden die verschiedenen Einwanderungswellen ablesbar. Neben den Skandinaviern, die schon früher kamen, sind es heute vor allem Philippinen, Samoaner, Äthiopier, Dinka und Nuer aus dem Sudan und seltener Mexikaner. Interessanterweise stammen alle aus Küstenregionen, die an den alten Handelswegen liegen.“

Тень Шамиссо

путешествие

С 1815 г. Адельберт фон Шамиссо в течении трех лет сопровождал в качестве естествоиспытателя снаряженную на средства графа Н. П. Румянцева кругосветную экспедицию на бриге „Рюрик“.

Под влиянием его описаний Шамиссо, а также других великих путешественников прошлого, таких как Форстер и Андерсон, сопровождавшие Джеймса Кука, участник экспедиции Беринга Стеллер, Александр фон Гумбольдт и др. у нас возникла идея пройти по местам их пребывания и сделать фильм о пережитом во время этого путешествия, объединяя особым образом прошлое и настоящее. То, что они являются двумя сторонами единого целого и порознь не существуют, было известно и несчастному Шлемилю из „Удивительной истории Петера Шлемиля“ Шамиссо, который был вынужден долго гоняться за своей потерянной тенью.

... но по нагретому солнцем песку проплыла мимо меня человеческаятень, как будто похожая на мою, бродящая вокруг в одиночестве, которая, как казалось, ушла от своего господина. И во мне пробудилось мощное влечение: «Тень, - подумал я, - ты ищешь своего хозяина? Я хочу быть им».
Из „Удивительной истории Петера Шлемиля“ Адельберта фон Шамиссо

Мы объединим обильный материал картинных описаний ранних путешественников с нашими, запечатленными в фильме наблюдениями. При этом они будут входить в диалог, дополняя друг друга и одновременно контрастируя друг с другом. Они будут вести рассказ о потерянных знаниях и о накоплении новых, о распаде старых внутренних связей и, вместе с тем, об улучшении жизненных условий. Новое и изменения, приведшие к нему, становятся видимыми и понятными только при сравнении с прошлым. – Ульрике Оттингер

 

Тень Шамиссо - путешествие

Кругосветное путешествие Шамиссо началось в Копенгагене и привело его обычным тогда маршрутом, с остановками в Плимуте и в Санта-Крус-де-Тенерифе в Санта-Катарина в Бразилии откуда, обогнув мыс Горн, экспедиция достигла район Тихого океана, где должна была проводиться основная исследовательская работа. Из чилийского Консепсьона они отправились на остров Пасхи и дальше пересекая Тихий океан достигли Камчатку.

И здесь началась северная – особенно интересная для нас – часть путешествия: Камчатка, Алеутские острова, остров Святого Лаврентия, Берингов пролив, полуостров Чукотка и, если состояние льда позволит, северное побережье Аляски.

Корабль, на котором путешествовал в качестве естествоиспытателя Шамиссо, не сумел пробиться в северном направлении дальше залива Коцебу. Таким образом, экспедиции не удалось решить основную задачу, а именно: исследование северо-западного побережья Америки и поиск прохода к Атлантическому океану.

Нам бы хотелось повторить часть северных маршрутов Шамиссо, Беринга, Кука и других исследователей. Особенно интересуют нас встречи с коренными народами Севера: коряками, ительменами, эвенами, чукчами, алеутами, населяющими территории, находящиеся между Азией и Америкой и омываемые Беринговым морем. – Ульрике Оттингер

 

Адельберт Шамиссо – Путешествие вокруг света
глава́ 10:

Для отыскания Северо-Восточного морского прохода» — эти слова продолжают название книги Отто Коцебу «Путешествие в Южный океан и в Берингов пролив» . Теперь мы плывем на север, к Берингову проливу, и, кажется, настало время поделиться с вами, столь доброжелательно следовавшими за мной до сих пор, не зная целей и задач нашего путешествия, теми сведениями, которые я постепенно получил относительно его главной цели и того плана, по которому оно совершалось. Летняя кампания 1816 года должна была быть посвящена лишь рекогносцировке. Гавань, надежную якорную стоянку для судна предполагалось найти в заливе Нортона или, еще лучше, на севере Берингова пролива. Оттуда на байдарках вместе с алеутами [1], этими амфибиями здешних морей, должно было начаться в ходе второй летней кампании выполнение основной задачи экспедиции. бо́льше

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